Mobiles basieren auf dem Prinzip des Gleichgewichts, das heisst, die Summe aller einwirkender Kräfte ist null. Doch Gleichgewicht ist kein statischer Zustand, sondern muss immer wieder neu gefunden werden. «Am schönsten ist das Gleichgewicht, kurz bevor’s zusammenbricht», dichteten einst die Künstler Fischli/Weiss.

Um mit einer Zirkusartistin über Gleichgewichtigkeit zu sprechen, in einer ihrer Nummern balanciert sie auf dem Kopf ein sechs Meter langes Konstrukt aus Palmrispen, fahre ich ins Toggenburg. Und beobachte unterwegs, wo sich das Thema zeigt. Beim Kloster Wurmbach neigen sich zwei Silotürme schiefer als der Turm zu Pisa. Im Hafen Schmerikon trotzt ein Fischreiher – auf einem Bein stehend – Föhnsturm und Wellen. In den Büros einer Bankfiliale verschieben unsichtbare Hände eine Lampe, sie schwankt bedrohlich und muss eilig stabilisiert werden. Eine Katze geht über den Giebel eines Bauernhauses, den Schwanz steil in die Höhe. Alle Passagiere im Zug, inklusive mir, haben eine Körpertemperatur von ungefähr 36,5 Grad. Weshalb? In Wattwil versucht ein Schulkind knapp vor dem Postauto über die Strasse zu rennen. Es fällt hin und zeigt dem Chauffeur den Mittelfinger.

Ich frage mich, wie eine Welt ohne Gleichgewichte funktionieren würde. Würde sie überhaupt?

Libelle
Masse: 60 cm hoch, ca. 20 Elemente
Materialien: fluoreszierendes Acrylglas, Messingdraht
Preis: CHF 350
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